Ritter, Reime und Romanzen

Er war DER Komiker der Wirtschaftswunderzeit und ist bis heute unvergessen: Heinz Erhardt. Vielleicht liegt es daran, dass bei allem Schabernack und Wortspielereien sein Humor nie verletzend war, schon eher menschenfreundlich. Und selbst wenn er mal bissige Töne anschlug, geschah das immer mit dem deutlich sichtbaren Augenzwinkern eines Schelms.

Und weil der 1979 verstorbene Komiker immer noch populär ist, bringt Autor und Schauspieler Stefan Keim ihn nun zurück auf die Bühne. In seinem Programm „Ritter, Reime und Romanzen“ zitiert er dessen legendäre Klassiker-Parodien wie zum Beispiel Goethes „König Erl“ oder Schillers „Apfelschuss“, trägt einige seiner lustigsten Gedichte in der für ihn typischen Art vor und erweckt die Erhardt-Version von „Carmen“ zu neuem Leben. Dabei verwandelt sich Stefan Keim nicht nur äußerlich in Heinz Erhardt, sondern singt auch einige seiner bekanntesten Chansons wie zum Beispiel „Fräulein Mabel“.

Das alles ist schon höchst amüsant, aber noch lang nicht alles. Denn eine weitere Besonderheit von „Ritter, Reime und Romanzen“ ist das Wechselspiel zwischen Keim/Erhardt und dem Publikum. Denn dieses ist aufgefordert, sich durch Zwischenrufe zu beteiligen, damit der Künstler wiederum darauf spontan reagieren kann. Und das führt dazu, dass kein Auftritt wie der andere verläuft. Denn Keims Wunsch ist es, nicht nur den Menschen und Komiker Heinz Erhardt wieder auferstehen zu lassen, sondern auch dessen spezielle Sprachakrobatik fortzuführen: die hohe Kunst des Kalauerns. Schließlich war Heinz Erhardt – um mit heutigen Worten zu beschreiben – der erste deutsche Standup-Comedian.